"Spaghetti- Runde" vom 24. - 27. August 2010 - Ein Festival der Viertausender

Die Spaghetti- Runde steht für eine anspruchsvolle hochalpine Bergtour, auf der man an mehreren Tagen verschiedene Viertausender in den Walliser Alpen im Grenzgebiet Schweiz/ Italien "erklimmt" und überwiegend in italienischen Hochgebirgshütten übernachtet. Von der Verpflegung in den Hütten ist der Name der Tour hergeleitet. Die Spaghetti- Runde ist eine echte Herausforderung für ambitionierte "Gipfelfreaks". Zur erfolgreichen Teilnahme sollten bestimmte Eistechniken benutzt werden können, absolute Schwindelfreiheit gewährleistet und eine gute Kondition und guter Durchhaltewillen vorhanden sein.

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Der Münchener Herzchirurg Prof. Dr. Klaus Wenke, ein guter Bekannter von Heribert Erbes (Spiesheim) aus gemein-samen Unternehmungen, konnte den Expeditionsmediziner und Bergführer Dr. Ulli Steiner aus Garmisch für diese Tour gewinnen, für die auch der langjährige Bergfreund von Heribert Erbes, Walter Robl aus Ensheim, nach einem Eignungstest zu Beginn, aus gewählt wurde. Eine zweite Vier- Personen- Seilschaft mit Bergführer Peter Albert, unter anderem mit Sybille Erbes, begnügte sich mit etwas einfacheren Gipfeln, darunter das Breithorn (4.165 m) und das Allalinhorn (4.049 m).

Nach verzögertem Beginn gelingt es der Seilschaft mit Heribert Erbes durch verbesserte Witterungsbedingungen und guter Routenführung in zwei Tagen insgesamt sechs Viertausender zu besteigen. Im einzelnen sind dies: das Balmenhorn (4.215 m), der Castor (4.221 m), die Eisnase (4.244 m), die Ludwigshöhe (4.341 m), das Schwarzhorn (4,322 m), und Die Vincent- Pyramide (4.217 m). Des öfteren gilt es dabei Eisschrauben zu setzen, und Fixseile zu legen, um sich mit diesen Hilfsmitteln, in Verbindung mit dem aktiven Einsatz von Steigeisen und Eispickel durch vereiste Wände und Übergänge zu arbeiten. Am Balmenhorn muss beispielsweise eine ca. 60 m hohe nahezu senkrechte Wand überwunden werden, um ganz nach oben zu gelangen. Der Rundumblick von der Ludwigshöhe bei allerbester Fernsicht zeigt unter anderem das legendäre Matterhorn ganz in der Nähe, als relativ kleine Spitze auf Augenhöhe, den Grand Paradiso im Süden, das Mont- Blanc- Massiv im Westen, das Berner Oberland im Norden und die ferne Ortler- Gruppe im Osten. Auf der Vincent- Pyramide stürmt es so heftig, dass es die Gruppe nur sehr kurz auf dem Gipfel aushalten kann.

An den insgesamt vier Tagen im ewigen Schnee und Eis gilt es jeweils einige tausend Meter an Auf- und Abstiegen zu bewältigen. Dabei hat das spartanische Hüttenleben an den Abenden ein ganz besonderes "flair". Die Nächte sind kurz, weil bereits am sehr frühen Morgen im Dunkeln (mit Stirnlampe) der Aufbruch zu neuen Gipfeln beginnt. Immer wieder kehrende tückische Spalten in Schnee und Eis, welche besonders im weicheren Gelände häufig auch umgangen werden müssen, erfordern eine permanente Wachsamkeit. Da alleine in den Walliser Alpen jährlich über 100 Menschen am Berg ihr Leben lassen, sollte man sich der Gefahren stets bewusst sein und versuchen, sie zu minimieren. Täglich beobachtet die Seilschaft aus Bayern und Rheinhessen Hubschrauberrettungseinsätze.

Am Tag des Abstiegs in tiefere Regionen schlägt das Wetter auf Viertausend Meter Höhe um und die Seilschaft muss nochmals ihr ganzes Durchhaltevermögen unter Beweis stellen, um Sturm, Schnee und Eis zu trotzen. Den Teilnehmern wird dabei gegenwärtig, wie unverhofft und schnell man in Bergnot geraten kann. Nach neuneinhalb Stunden Kampf gegen die Naturgewalten erreichen die die Vier die Gornergratbahn hoch über Zermatt , die sie in 30 Minuten "zurück in die Zivilisation" bringt. Eine faszinierende Unternehmung im ewigen Schnee und Eis hat ihr glückliches Ende gefunden. Heribert Erbes ist froh, dabei gewesen zu sein und dankt den Führern und Organisatoren, auch im Namen seiner Frau, für deren professionellen Einsatz.

Anmerkung Heribert Erbes: Es gibt drei wesentliche Gründe für solche Unternehmungen

  1. Es ist die Faszination der hochalpinen Berg- und Gletscherwelt, die mich dankbar, demütig und ehrfürchtig zugleich werden lässt. Hier gibt die Natur ihre prächtigsten Seiten preis, kann aber auch ihre ganze raue Härte zeigen.
  2. Es ist das Erlebnis in einer Gruppe Gleichgesinnter, die quasi in einer Schicksalsgemeinschaft die gleiche Lust, aber auch den gleichen Respekt am Berg verspüren. Jeder braucht den anderen, wenn alles gut gehen soll, denn oftmals gibt es kein zurück.
  3. Es ist das persönliche Ausloten der körperlichen (physischen) Möglichkeiten, bei dem auch die richtige mentale Einstellung viel bewirken kann. Das Herantasten in den Grenzbereich dessen, was man (noch) leisten kann und vor allem will, ist eine stets neue Herausforderung. Diese Erfahrung ist schwer zu beschrei -ben, weil sie erlebt und gelebt werden will. Eindrücke und Erlebnisse am Berg prägen und bleiben lebendig.
Heribert Erbes, im September 2010
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