Vortrag von Dr. Ronald Knöchlein (Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP), am 1. Dez. 2023 in der Spiesheimer Sängerhalle: Interessantes zu Spiesheims Frühgeschichte.
Aus Anlass von "1250 Jahre Spiesheim" im Jahr 2020 hat der "Geburts-Spiesheimer" Heribert Erbes die Ortschronik neu verfasst. Seine Nachforschungen haben ergeben, dass Spiesheim bereits um das Jahr 500 als frühfränkisch-merowingische Siedlung entstanden sein muss. Die erste offizielle Erwähnung erfolgte ca. 270 Jahre später, in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch, datiert vom 1. August 770. Das Reich der merowingischen Könige ging erst 751 an die "Karolinger-Dynastie" über.
Wie es um die Besiedlung im Raum Spiesheim vor dem Jahr 500 aussah, darüber hat nun, auf Bitten von Heribert Erbes, der Landesarchäologe Dr. Ronald Knöchlein ein ganzes Jahr geforscht. Seine gut bebilderten Ergebnisse trug er, auf Einladung der Spiesheimer Ortsgemeinde, nun vor zahlreichen Besuchern in der Spiesheimer Sängerhalle vor.
Laut Dr. Knöchlein wurde 1977, beim Bau der Bundesautobahn A 63, von dem Waldalgesheimer Heimatforscher Kurt Hochgesand ein Kinderskelett in einem sogenannten "Hockergrab" freigelegt, welches man in das späte dritte Jahrtausend v. Chr. (beginnende Bronzezeit) einordnen kann. Dieser Fund ist der bis dato Älteste auf heutiger Spiesheimer Gemarkung und war der Allgemeinheit bis dato kaum bekannt.
Nächst jüngere Funde auf Spiesheimer Boden gibt es erst wieder in der älteren Hallstadtzeit (700-600 v. Chr.) im Spiesheimer Oberfeld, vor allem in der Gemarkung Armsheimer Weg. Diese sind exakt kartiert und umfassen vor allem Keramikscherben, teilweise auch verziert. Mitverantwortlich für die "Hebung" dieser Schätze war, im Rahmen der Spiesheimer Weinbergsflurbereinigung 1978, neben dem schon erwähnten Kurt Hochgesand, der Spiesheimer "Flubereinigungsexperte" Jakob Dexheimer.
Die nächst jüngeren Funde wiederum gehen auf die jüngere Eisenzeit zurück (sog. Latène-Zeit, speziell im Spätabschnitt der Frühlatène-Zeit (300-250 v. Chr.). In einem "Erdwerk" von ca. 17x15 Meter fand man zwei Gräber. Weitere Gräber befanden sich außerhalb dieses "Grabgartens", teilweise auch mit Beigaben, wie Gewandfibeln (Sicherheitsnadeln) und weiteren metallischen Gegenständen.
Aus der Römerzeit gibt es auf Spiesheimer Grund bis dato eher spärliche Funde. Wohl aus dem 1. Jhdt. n. Chr. stammt ein Grabfund mit mehreren Tongefäßen, u. a. ein 44 cm hoher gelblicher Tonkrug mit Standreif und dreifach gekehltem Henkel und eine 20 cm hohe halbkugelige Schüssel aus grauem Ton mit Standreif (entdeckt 1895).
Bei der Weinbergsflurbereinigung 1978/1979 kam ebenfalls Einiges aus der Römerzeit ans Tageslicht. "In der Osterd" wurden Reste einer vormals römischen Villa Rustica entdeckt (ähnlich heutigen Aussiedlerhöfen). Wegen der jedoch schon durchgeführten recht tiefen Rodung, konnten keine wirklich verwertbaren Funde mehr gesichert werden. Ganz in der Nähe, im Grenzgebiet zu Gabsheim (am Franzosenrech), wurde bereits 1850 ein Brandgrab einer Urnenbestattung entdeckt.
Mehrere "Entdeckungen" traten zudem an verschiedenen Stellen des heutigen Spiesheimer Ortskernes zutage, darunter auch in der Umgebung der katholischen Kirche, der Heuerstraße, der Sängerhalle und hinter dem Sportplatz.
Die sehr interessanten Nachforschungen von Dr. Knöchlein wurden von den Anwesenden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Der erfahrene Archäologe deutete an, dass es, dank neuer Erkennungs- und Auswertungsmethoden immer mal wieder zu überraschenden prähistorischen und antiken Funden kommen dürfte. Dies schließe er auch für Spiesheim nicht aus und dies mache seinen Beruf so spannend und faszinierend.
Bericht Heribert Erbes