Faszination Matterhorn.
Unter diesem Motto könnte man die diesjährige Wanderwoche der Bergwandergruppe Spiesheim Revue passieren lassen. Als idealer Ausgangspunkt für die geplanten Höhenwanderungen hatte man das Dorf Grächen im Mattertal ausgewählt. Direkt am idyllischen kleinen See in 1700 m Höhenlage.

Wanderungen ab Haustür führen in dieser Gegend oft entlang der alten, aber immer noch in Betrieb befindlichen, Wassergräben (Suonen). Bis hoch zum nahe gelegenen Riedgletscher, in dem die ewigen Eis- und Schneemassen von Dürrhorn (4035) und Nadelhorn (4327) sich in Richtung Tal erstrecken. Ohne sich besonderer Gefahr auszusetzen kann man hier bis zum sog. Gletschertor vordringen und den Übergang der Eismassen in einen rauschenden Gebirgsbach bestaunen.

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Als besonders interessante Tour erwies sich der mehr als 7 stündige Panorama-Höhenweg von Grächen entlang an den Steilwänden des Saas-Tales mit luftigen Tiefblicken sowie toller Sicht ins Rhonetal, zum Aletschgletscher und auf das gegenüberliegende Bergmassiv mit Bietschhorn (3934) und Fletschhorn (3875). Dieser Weg wird wegen seiner vielfältigen Aussichten von Kennern als schönster und eindrücklichster Höhenweg der Alpen bezeichnet. Gleich zum Wochenbeginn und jeden Tag aus jedem Blickwinkel war jedoch unser Augenmerk insgeheim immer in Richtung Matterhorn orientiert. Die Faszination dieses wie ein Zahn in den Himmel ragenden Berges lässt das Herz eines Bergfreundes immer wieder höher schlagen. So musste es ganz einfach sein, dass wir auf dem gegenüberliegenden Höhenweg von Täschalp bis Zermatt unterwegs waren um die vielfältigen Ausblicke zum Matterhorn zu genießen. Inbegriffen die schätzungsweise hunderte von Fotos aus allen nur möglichen Positionen. Gemeinsamer täglicher Abschluss jeder Tour war der gnadenlose Einstieg in das eiskalte Wasser der nahe gelegenen Kneipp-Anlage. Eine Gaudi für Gesundheit und Wohlergehen.

Höhepunkt und Abschluss ermöglichten sich 5 Personen der Gruppe mit der Besteigung des Breithorns (4161). Eine reine Gletschertour, ausgehend von Europas höchstgelegener Bergbahnstation am kleinen Matterhorn. Zum greifen nahe scheint hier der Mont Blanc, höchster Berg der Alpen. Für 2 der Wanderer war dies der erste 4000-er.

Andere Interessen wurden unterdessen wahrgenommen mit einer Fahrt zur Bergstation Gornergrat (3089). Die grandiose Aussicht vermittelt hier den Eindruck durch ein überdimensionales Schaufenster in die großartige Bergkulisse des Mattertals und Umgebung zu schauen. Besonders lohnend bei wohltemperiertem und sonnigen Wetter wie es uns übrigens die ganze Woche beschert war.

Sigmund Jung, September 2010

Ein Festival der Viertausender

Die Spaghetti- Runde steht für eine anspruchsvolle hochalpine Bergtour, auf der man an mehreren Tagen verschiedene Viertausender in den Walliser Alpen im Grenzgebiet Schweiz/ Italien "erklimmt" und überwiegend in italienischen Hochgebirgshütten übernachtet. Von der Verpflegung in den Hütten ist der Name der Tour hergeleitet. Die Spaghetti- Runde ist eine echte Herausforderung für ambitionierte "Gipfelfreaks". Zur erfolgreichen Teilnahme sollten bestimmte Eistechniken benutzt werden können, absolute Schwindelfreiheit gewährleistet und eine gute Kondition und guter Durchhaltewillen vorhanden sein.

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Der Münchener Herzchirurg Prof. Dr. Klaus Wenke, ein guter Bekannter von Heribert Erbes (Spiesheim) aus gemein-samen Unternehmungen, konnte den Expeditionsmediziner und Bergführer Dr. Ulli Steiner aus Garmisch für diese Tour gewinnen, für die auch der langjährige Bergfreund von Heribert Erbes, Walter Robl aus Ensheim, nach einem Eignungstest zu Beginn, aus gewählt wurde. Eine zweite Vier- Personen- Seilschaft mit Bergführer Peter Albert, unter anderem mit Sybille Erbes, begnügte sich mit etwas einfacheren Gipfeln, darunter das Breithorn (4.165 m) und das Allalinhorn (4.049 m).

Nach verzögertem Beginn gelingt es der Seilschaft mit Heribert Erbes durch verbesserte Witterungsbedingungen und guter Routenführung in zwei Tagen insgesamt sechs Viertausender zu besteigen. Im einzelnen sind dies: das Balmenhorn (4.215 m), der Castor (4.221 m), die Eisnase (4.244 m), die Ludwigshöhe (4.341 m), das Schwarzhorn (4,322 m), und Die Vincent- Pyramide (4.217 m). Des öfteren gilt es dabei Eisschrauben zu setzen, und Fixseile zu legen, um sich mit diesen Hilfsmitteln, in Verbindung mit dem aktiven Einsatz von Steigeisen und Eispickel durch vereiste Wände und Übergänge zu arbeiten. Am Balmenhorn muss beispielsweise eine ca. 60 m hohe nahezu senkrechte Wand überwunden werden, um ganz nach oben zu gelangen. Der Rundumblick von der Ludwigshöhe bei allerbester Fernsicht zeigt unter anderem das legendäre Matterhorn ganz in der Nähe, als relativ kleine Spitze auf Augenhöhe, den Grand Paradiso im Süden, das Mont- Blanc- Massiv im Westen, das Berner Oberland im Norden und die ferne Ortler- Gruppe im Osten. Auf der Vincent- Pyramide stürmt es so heftig, dass es die Gruppe nur sehr kurz auf dem Gipfel aushalten kann.

An den insgesamt vier Tagen im ewigen Schnee und Eis gilt es jeweils einige tausend Meter an Auf- und Abstiegen zu bewältigen. Dabei hat das spartanische Hüttenleben an den Abenden ein ganz besonderes "flair". Die Nächte sind kurz, weil bereits am sehr frühen Morgen im Dunkeln (mit Stirnlampe) der Aufbruch zu neuen Gipfeln beginnt. Immer wieder kehrende tückische Spalten in Schnee und Eis, welche besonders im weicheren Gelände häufig auch umgangen werden müssen, erfordern eine permanente Wachsamkeit. Da alleine in den Walliser Alpen jährlich über 100 Menschen am Berg ihr Leben lassen, sollte man sich der Gefahren stets bewusst sein und versuchen, sie zu minimieren. Täglich beobachtet die Seilschaft aus Bayern und Rheinhessen Hubschrauberrettungseinsätze.

Am Tag des Abstiegs in tiefere Regionen schlägt das Wetter auf Viertausend Meter Höhe um und die Seilschaft muss nochmals ihr ganzes Durchhaltevermögen unter Beweis stellen, um Sturm, Schnee und Eis zu trotzen. Den Teilnehmern wird dabei gegenwärtig, wie unverhofft und schnell man in Bergnot geraten kann. Nach neuneinhalb Stunden Kampf gegen die Naturgewalten erreichen die die Vier die Gornergratbahn hoch über Zermatt , die sie in 30 Minuten "zurück in die Zivilisation" bringt. Eine faszinierende Unternehmung im ewigen Schnee und Eis hat ihr glückliches Ende gefunden. Heribert Erbes ist froh, dabei gewesen zu sein und dankt den Führern und Organisatoren, auch im Namen seiner Frau, für deren professionellen Einsatz.

Anmerkung Heribert Erbes: Es gibt drei wesentliche Gründe für solche Unternehmungen

  1. Es ist die Faszination der hochalpinen Berg- und Gletscherwelt, die mich dankbar, demütig und ehrfürchtig zugleich werden lässt. Hier gibt die Natur ihre prächtigsten Seiten preis, kann aber auch ihre ganze raue Härte zeigen.
  2. Es ist das Erlebnis in einer Gruppe Gleichgesinnter, die quasi in einer Schicksalsgemeinschaft die gleiche Lust, aber auch den gleichen Respekt am Berg verspüren. Jeder braucht den anderen, wenn alles gut gehen soll, denn oftmals gibt es kein zurück.
  3. Es ist das persönliche Ausloten der körperlichen (physischen) Möglichkeiten, bei dem auch die richtige mentale Einstellung viel bewirken kann. Das Herantasten in den Grenzbereich dessen, was man (noch) leisten kann und vor allem will, ist eine stets neue Herausforderung. Diese Erfahrung ist schwer zu beschrei -ben, weil sie erlebt und gelebt werden will. Eindrücke und Erlebnisse am Berg prägen und bleiben lebendig.
Heribert Erbes, im September 2010

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