Alpenueberquerung 2021 klein

Vorbemerkung und Voraktivität (Vergangenheitsform):
Ausgangssituation für mich war die „Verbannung“ durch die Corona-Pandemie, bzw. der Drang dieser Verbannung zu entfliehen. So buchte ich bereits im Okt. 2020 diese Tour, wohl wissend, dass sie eine Herausforderung für mich werden würde. Die „drei Stiefel“ von Wickinger bedeuten die anspruchsvollste Variante, die lt. unserer Führerin Ursula, immer seltener gewählt wird.

Als Generalprobe für diese Tour kam mir unser jährlich wiederkehrendes „Kraxelwochen-ende“ Ende Juli/Anfang August gerade recht. Es fand dieses Jahr am Ferienwohnsitz meiner Münchner Freunde Heike und Klaus, zusammen mit meinem langjährigen Bergkumpel Walter, in Langwies bei Arosa in Graubünden statt. Hier konnte ich austesten, ob mein Körper, nach den Beeinträchtigungen im Frühjahr, schon wieder zu Hochgebirgsleistungen fähig ist. Mit 400 Höhenmeter in einer Stunde und (u. a.) der Besteigung des Schießhorns (2.604 m) fiel dieser Test positiv aus.

Schon einen Tag vor unserer Gruppe in Oberstdorf (von der Schweiz) angekommen, nutzte ich das relativ gute Wetter, um mich auf leichteren „Buckeln“ einzulaufen. Mit dem E-Bike erkundete ich zudem auf 75 km die schöne Alpenlandschaft, wobei hier insbesondere die zweite Hälfte, entlang der Iller (von Immenstadt bis Oberstdorf), ein echter Genuss war. Ein Bummel durch das schöne Oberstdorf durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen. Die Einstimmung auf die Tour war mir somit gut gelungen.

Die Tour- auf stillen Pfaden…. (Gegenwartsform):

1.Tag: Nach gutem Schlaf im Wanderhotel in Fischen bei Oberstdorf, starten wir am frühen Mittwochmorgen des 4. August mit dem Unternehmen Alpenüberquerung. Die Teilnehmer sind bunt gemischt (vier Frauen und vier Männer im Alter zwischen 39 und 70 Jahren) und kommen aus sechs verschiedenen Bundesländern (Bayern, Niedersachsen, NRW, Rheinland-Pfalz, Schleswig Holstein und Thüringen). Birgit, Carolin, Heribert, Julia, Olaf, Oswald, Peter und Steffi sind hoch motiviert und bereit, unter der Leitung von Ursula vom Veranstalter Wikinger, alles zu geben. Alle wissen, es wird stets zügig voran gehen und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit werden vorausgesetzt.

Beim Aufstieg vom Kleinen Walser-Tal durch das Gemsteltal hinauf zum Koblatpass (1.986 m) und dann hinüber und hinab in die Lechtaler Alpen, ist Regen unser ständiger Begleiter, was uns aber zunächst noch wenig ausmacht (Fernwanderer sind aus hartem Schrot und Korn). Der Rundumblick zum Großen Widderstein (2.533 m), Geißhorn (2.366 m) und vielen anderen Spitzen, ist wegen des schlechten Wetters leider etwas getrübt.
Auch der südlichste Punkt Deutschlands, das Haldenwanger Eck, ist für uns an diesem Tag witterungsbedingt gesperrt. Dafür werden wir am Abend im Hotel Alpenrose mit Wellness-Angeboten (Hallenbad etc.) und kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt. Bei einem wärmenden Zweigelt Rotwein, verbunden mit netten „Tischgesprächen“, ist dieser erste aktive Wandertag für mich zufriedenstellend verlaufen.

2. Tag: Nach dem Transfer nach Kaisers, einem idyllischen Weiler am Eingang des Kaisertals geht es, wiederum bei Dauerregen, über die Kaiseralp über 1.000 Höhenmeter hinauf zum Kaiserjochhaus auf 2.310 m. Richtig durchnässt, sind wir dort für eine warme Suppe sehr dankbar. Der 1.300 m Abstieg hinunter ins Inntal ist alles andere als einfach. Auf matschigem Geläuf muss im steilen Gelände nahezu jede/r in der Gruppe „Abgänge“ hinnehmen, die glücklicherweise alle glimpflich verlaufen. Angekommen in unserer Herberge im Klösterle Kronburg waschen uns dankenswerterweise die Nonnen unsere verschmutzte Kleidung und auch die durchnässten Schuhe dürfen wir im Heizungsraum des schmucken Klosters trocknen. Auch hier werden wir kulinarisch verwöhnt. Die Schlaf-kammern sind, den klösterlichen Gepflogenheiten entsprechend, schlicht aber absolut ausreichend eingerichtet. Dem sehr anstrengenden Tag folgt bei mir eine gute Nachtruhe.

3. Tag: Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse haben wir bei der Lagebesprechung die heutige Kaunagrattour etwas entschärft. Mit seinen steilen Felszacken wirkt der Kaunergrat von unten beinahe unüberwindbar. Dennoch gibt es hier einige spannende Passübergänge hinüber ins Pitztal. Wir wandern, bei erstmals besserem Wetter, zur Aifner Alm, die wegen ihrer grandiosen Panoramalage beliebt ist. Auf einsamen Pfaden geht es weiter bergan, bis hinauf zum Halsl auf 2.523 m. Das Kreuzjöchle sparen wir uns wegen der noch immer schwierigen Bodenverhältnisse. Dennoch ist bei stabiler Wetterlage die Stimmung bestens und die uns umgebenden Pitztaler Gipfel sind schlichtweg atemberaubend. Auch heute sind wieder über 1.000 Höhenmeter und ca. 1.400 m Abstieg zu bewältigen, was doch so Einiges aus unseren Körpern (und Gelenken) „heraus holt“. Beim „Seppl“ in St. Leonhard (mit Pool) können wir jedoch wieder richtig entspannen und auch „auftanken“ und genügend Kräfte für den erfolgreichen Fortgang der Unternehmung mobilisieren.

4. Tag: Dieser Tag ist im Programm als Ruhetag vorgesehen. Er wird von uns dennoch indivi-duell für Aktivitäten genutzt. Zu hungrig sind wir auf weitere Bergerlebnisse. Die stets sehr umsichtige und engagierte Führerin Ursula macht verschiedene (alternative) Vorschläge. Mit der Pitz-Zahnradbahn fahren wir auf das „Dach Tirols“, auf 2.850 m. Peter und Steffi zieht es hingegen zum sehr schön gelegenen Rifflsee, mit Rundwanderweg. Zusätzlich fahren wir mit der Gondel zum Aussichtsplateau auf 3.440 m und genießen vom höchsten Punkt unserer Tour (und höchsten Aussichtspunkt Österreichs) das einmalige Panorama der Zentralalpen. Birgit und Olaf begnügen sich mit dieser „Erholungsvariante“ in luftiger Höhe. Mit der Besteigung des 3.146 m hohen Mittagskogel, unter der Direktive von Ursula, haben Carolin, Julia, Oswald und meine Wenigkeit noch ein zusätzliches Gipfelerlebnis, welches den insgesamt zauberhaften Tag harmonisch abrundet.

5. Tag: Es ist dies wieder ein sehr fordernder Tag. Wir wandern von dem mehr „geschwungenem“ Pitztal ins recht schroffe und kantige Ötztal. Über 1.200 Höhenmeter geht es hinauf zur Braunschweiger Hütte, auf 2.736 m. Von dort folgt ein kniffliger Abstieg (mit dem zusätzlichen Führer Markus), über scharfe Kanten und teilweise auch über Schneefelder, bei denen man auf dem „Hosenboden“ mit etwas Mut eine schwungvolle Abkürzung nehmen kann. Wir sind bei bestem Wetter ebensolcher Laune und auch ein bisschen stolz, diese doch recht harte Etappe so gut bewältigt zu haben. Beim Transfer vom Weltcup- Skigebiet Sölden zu unserer Unterkunft in Obergurgl qualmen an unserem Kleinbus gehörig die Bremsen, was zu Übelkeit im Bus führt und unseren Unmut hervorruft.

6. und 7. Tag: Der letzte aktive Tag bringt nochmals eine Änderung des Tourenverlaufs. Wegen nach wie vor glitschiger Verhältnisse an kniffligen Stellen, verzichten wir auf die Überquerung des Königsjochs und „begnügen“ uns mit dem etwas einfacheren Timmelsjoch (2.500 m) mit „nur“ ca. 700 Höhenmeteren, entlang des Fernwanderweges E 5, sowie dem traumhaft schönen Abstieg hinunter ins Passeiertal in Südtirol. Dabei erzeugen die putzigen Alpenmurmeltiere viel Abwechslung. Durch die etwas kürzere Routenführung kommen wir recht zeitig in Meran an. Jede/r kann sich noch ausgiebig in der Stadt „vergnügen“, was auch individuell wahrgenommen wird. Zusammen mit Carolin begebe ich mich auf den historischen Meraner Stadtrundgang, der uns viele Einblicke in die lange Entwicklungs-geschichte der Stadt gewährt. Ein zünftiges Abschlussessen in einem stadttypischen Restaurant ist ein würdiger Abschluss unserer sehr gelungenen sportlichen Unternehmung. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück im Hotel, treten wir am nächsten Morgen (10. Aug.) mit einem Kleinbus den Rücktransfer nach Oberstdorf an, wo wir am frühen Nachmittag wohlbehalten eintreffen. Eine erlebnisreiche hochalpine Wanderwoche findet damit ein erfolgreiches Ende. Die Gruppe hat die ganze Zeit über bestens „funktioniert“ und harmonioert, was gewiss keine Selbstverständlichkeit ist. Als ältester Teilnehmer bin ich froh und dankbar, dabei gewesen zu sein.

Heribert Erbes, Bergwandergruppe  Sportgemeinde Spiesheim

 

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Bereits zum 34. Mal war die Bergwandergruppe zu ihrer Wanderwoche unterwegs. Ziel war dieses Jahr das Dorf Abtei im Gadertal in Südtirol. Untergebracht war die Gruppe im idyllisch gelegenen  "Hotel See an der Brücke" (Hotel Lech da Sompunt). Auch wenn der Gruppe nicht mehr daran liegt, immer neue Höchstleistungen zu erbringen, war doch der mentale Ehrgeiz vorhanden, dem Körper viel abzuverlangen.
Als Einstimmung war die erste Wanderung eine Rundtour vom Hotel nach Abtei (Badia) und zurück über saftige Bergmatten, entlang eines "Künstlerwegs" mit eindrucksvollen Skulpturen. Eine liebevoll gestaltete Bergkapelle lud zur Besinnung ein und die Gruppe stimmte das "Te Deum" an. Daran schloss sich eine Wanderung zur Rifugio Sponata an. Es waren mehr als 1000 Höhenmeter zu bewältigen.
Am zweiten Tag ging es von Abtei aus auf den Piz la Ila (Gipfel von Stern). Ein herrlicher Rundblick auf gewaltige Bergmassive der Dolomiten, die Kreuzkofelgruppe (Sas dla Crusc), die "noch" vergletscherte Marmolada, die Ghardenacciagruppe und der Blick hinunter ins Gader- und Grödnertal waren die Anstrengung wert. Der Weg ging weiter zur Heiligkreuzkirche und in weitem Bogen nach Stern (La Villa).
Selbst der verregnete nächste Tag tat der positiven Stimmung keinen Abbruch, es standen Yoga, Wellness, Krafttraining und Besichtigungen auf dem Programm.
Mit stimmungsvollem Alpenglühen brach der vierte Tag an und machte Lust auf eine ausgedehnte Tour. Der schwierige Felsenweg führte vom Valparola-Pass vorbei an der Prolongiahütte zum Piz la Ila. Ziegen, Schafe und Kühe betrachteten uns neugierig und versperrten uns hin und wieder den Steig. Die Gondelbahn brachte die müden Wanderer wieder zurück ins Tal.
Bei ebenfalls herrlichem "Kaiser"wetter war das Grödnerjoch der Ausgangspunkt für die vorgenommene Wanderung. Entlang der Cirspitzen über die Jimmi-Hütte ging es nach Kolfuschg (Colfosco). Dies ist zumindest auf Abschnitten eine beliebte Tour wie wir an der Anzahl der Wanderer sahen.
Am letzten Wandertag ging es mit dem Sessellift hinauf zur Sponata-Hütte und von dort zur Ghardenaccia-Hütte. Zwei Teilnehmer wagten den Anstieg über den schwierigen Klettersteig, die anderen nahmen dafür den langen Weg um den Berg hinauf zur Hütte.  Atemberaubend war der Blick auf die majestätischen Berge. Auch wenn einige Teilnehmer die eine oder andere Tour etwas abkürzten, waren die Leistungen doch bemerkenswert.
Die Geselligkeit kam ebenfalls nicht zu kurz. Nach dem Abendessen ließ man den Tag bei einem Glas Wein Revue passieren und schmiedete Pläne für den nächsten Tag. Am Ende der Wanderwoche bedankten sich die Wanderinnen und Wanderer bei den Organisatoren Karl-Heinz Nöth, Edgar Schuch und Siegfried Dexheimer für die perfekt vorbereitete Unternehmung. Alle traten zufrieden die Heimreise an und wünschten sich, dass es in den kommenden Jahren noch weitere gemeinsame Wanderwochen in der herrlichen Bergwelt geben möge.

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Die anspruchsvollste Trekkingtour im Himalaya

Bei der Anmeldung zur klassischen Annapurnaumrundung, im Oktober 2018 beim Summit Club des Deutschen Alpenvereins, ist mir noch nicht richtig bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe. Aber allmählich wird mir dann klar, dass es eine recht anstrengende Unternehmung werden würde, diese anspruchsvollste Trekkingrunde im Himalaya, inmitten von gigantischen Sechs-, Sieben- und Achttausendern, im mächtigsten Gebirge der Erde. Als ich dann auch von ärztlicher Seite "die Freigabe" erhalte, gibt es kein zurück mehr und ich nehme Ende März 2019 die 17-tägige rund 200 Kilometer lange Route mit über 20.000 Höhenmetern (inkl. Abstiege) "unter die Sohlen" (Dauer insgesamt 21 Tage).
Zusammen mit sechs weiteren "Bergfreaks" aus ganz Deutschland  (Andreas, Christoph 1, Christoph 2, Detlef, Frauke, und Nils) starten wir, nach endloser Busanreise von Kathmandu, in Bhulbule auf rund 900 Metern, noch im subtropischen Klimabereich. Von dort aus geht es tagtäglich in 10-15 Kilometer-Etappen, mit durchschnittlich 900-1.200 Meter Auf- und Abstiegen, im strammen Marsch durch verschiedene Klimazonen, ständig weiter nach oben.
Zur Hälfte der ersten Woche wechseln wir dann vom hinduistisch geprägten Landschaftsbild in den buddhistischen Religionsbereich, was vor allem an den zahlreichen Gebetsfahnen und Gebetsmühlen sichtbar wird. Statt Reis und Mais begrüßen uns zunehmend Hirse-, Kartoffel,- Gersten- und Buchweizenfelder, die alle von Hand und mit Tieren bestellt werden. Immer mehr zieren die im tibetischen Stil errichteten Flachdachhäuser die Hochgebirgslandschaft.  Die um diese Jahreszeit leuchtend rot blühenden Rhododendren-bestände ergänzen sich farbenprächtig mit verschiedenen Grüntönen von Mischwäldern, den moosbedeckten Talböden, sowie in weiteren Farben blühenden Pflanzen. Auf der ganzen Tour begleitet uns das freundliche "Namasté" (Willkommen) der Einheimischen.
Vorbei an der fast 7.000 Meter hohen weißen Lamjunggruppe  rückt rechterhand zuneh-mend der 8.156 Meter hohe majestätische  Manaslu (Achthöchster Berg) in unser Blickfeld. Bei sehr schönem Wetter erhöht sich dabei die Frequenz des Fotografierens. Die Landschaft wird zunehmend karger und felsiger und ich genieße linkerhand die ersten "Riesenzacken" des Annapurnamassivs, die fast 8.000 Meter hohen Annapurna II und Annapurna IV.
Wichtig ist, dass ich in meinen Körper hinein höre und mich auch richtig ernähre. Schließlich soll mir die Gewöhnung an die ständig zunehmende Höhe so gut wie möglich gelingen. Krank werden sollte man in diesen Regionen am besten nicht. Öfter wird uns abends das nepalesische Nationalgericht  "Dal Bhat" gereicht, bestehend aus Reis, Linsen, Tomaten, Zwiebeln und gebackenen Fladen, gewürzt mit Chili, Ingwer und Koriander, dazu zum Trinken verschiedene Teesorten, aber auch heimisches Bier (Everest, Gurka, Namasté). Auf die Ernährungsumstellung muss sich natürlich auch der Körper sukzessive einstellen, was mir einigermaßen gut gelingt. Mitgebrachte Kraftriegel sind mir dabei hilfreich.
Die Vegetation reduziert sich auf Laatschen- und Kiefernbestände und schließlich nur noch auf verschiedene Wachholderarten und Blutberberitze. Zunehmend steuere ich jetzt auf den Höhepunkt meiner Unternehmung zu, der Überquerung des "himmelhohen", 5.416 Meter hohen Thorong-Sattels, als Höhenscheitel zwischen dem Marsyangdi- und dem Kali Gandaki- Tal. Als letzte Akklimatisierung werden noch einmal 1.200 Höhenmeter, hinauf auf 4.700 Meter in einem Rutsch, absolviert. Dabei gilt es, recht knifflige Stellen (Abgründe) zu meistern. Unsere nepalesischen Führer Dil und Tram sind mit mir als ältester Teilnehmer (67 Jahre)  sehr zufrieden. Auch mein lädiertes linkes Knie hält gut durch. Jetzt fällt die Entscheidung, ob es (mit Träger) wieder zurück geht, oder ob man bei der Überquerung des höchsten aller Pässe dabei ist. Mit all meinen Sinnen bin ich fokusiert auf das Gelingen.
Vor dem Sonnenuntergang ein letzter ehrfurchtsvoller Blick hinüber zur 7.500 Meter hohen Gangapurna, dieser gewaltig schönen Felswand. Auf dem auf 4.500 Meter hoch gelegenen "Yak Alm- Thorong Pedi- Lager" erwartet mich sodann eine kurze und frostige Nacht, bevor es bereits um 4 Uhr morgens mit Stirnlampe hinein in den letzten großen Aufstieg geht. Bei ordentlichen Minusgraden kommt unsere Gruppe gut voran, ich selbst fühle mich in besserer Verfassung, als noch tags zuvor. Die steilsten Passagen liegen im ersten Drittel der Route. Wir haben sie im frühen Morgengrauen überwunden. In meiner Thermosflasche ist noch nicht gefrorener Tee und ich trinke behutsam davon. Ich spüre noch Reserven in mir, was auch die Führer erkennen. Anderen geht es weniger gut. Ab 5.200 Meter darf ich alleine weiter ziehen und schon um 8 Uhr stehe ich ganz oben auf dem Sattel in mitten von flatternden Gebetsfahnen. Ich werde beglückwünscht von weiteren Bergfreunden aus anderen Ländern und bin einfach nur froh, alles so gut überstanden und mir einen Lebenstraum erfüllt zu haben. Auch die Anderen unserer Gruppe kommen alle ohne (mitgeführtes) Sauerstoffzelt hoch.
Bei herrlicher Aussicht geht mein Blick in südliche Richtung, in die so nahe, aber doch so schwierige und einsame Gipfelwelt des Annapurna I, dem Namensgeber der Tour, dem mit 8.091 Meter zehnthöchsten Berges der Erde, der von den Franzosen Herzog und Lachenal im Juni 1950 erstmals bestiegen wurde. Nur ca. 170 Mutige haben bisher den Gipfel erreicht. Ebenso viele kamen beim Besteigungsversuch um´s Leben, vor allem durch Lawinenabgänge.
Der 1.700 Höhenmeter mitunter extrem steile Abstieg, hinunter in den mystischen Wallfahrtsort Muktinat, ist genauso fordernd, wie der Weg hinauf, gilt es doch in dem weicher gewordenen Schnee so manche nicht ungefährliche Klippe zu überwinden. So durchqueren wir auch Lawinenabgänge in denen Bäume wie Marionetten gefangen sind. Aber getragen von dem Glücksgefühl der gelungenen Überquerung, meistere ich auch diese Herausforderungen ohne Sturz.
Ich erfahre viel über die "Spielregeln" des Buddhismus. Die Religion bestimmt in hohem Maße das Alltagsleben der Menschen. Sie sind noch immer tief verwurzelt in ihren seit Jahrhunderten praktizierten Ritualen und Traditionen. Dabei spielten und spielen die Elemente der Natur immer eine besondere Rolle. Sie werden in bunten Farben symbolisiert.
Die Errungenschaften der modernen Zeit, einschließlich des digitalen Vormarsches, lassen jedoch die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart ständig größer werden, was nicht nur günstige Auswirkungen für die hier Lebenden hat. Für mich ist dies eine weitgehend fremde  und geheimnisvolle Welt, die ich gleichwohl ehrfürchtig verfolge und dabei versuche, so viel wie möglich von ihr zu verstehen. Mehrere Besuche in Klöstern und Tempeln auf der gesamten Tour erweitern meinen Horizont.
Durch recht gefährliche, extrem tiefe Schluchten, in Verbindung mit der Überwindung von schwankenden Hängebrücken, geht es weiter bergab. Eine Strecke mit dem Kleinbus, auf ganz schmalem Weg am steilen Abgrund, sorgt dabei für einen besonders unruhigen Atem. Es folgen lange, kräftezehrende Märsche in wildem, schlüpfrigem Dschungelgebiet, auf denen uns auch Affen und eine bunte akustische Vogelwelt begleiten.
Noch einmal geht es in einem Abstecher hinauf zum "Poonhill", auf 3.200 Meter.  Von dort oben habe ich beim Sonnenaufgang einen einmaligen Blick auf die geballte Kulisse der großen Berggiganten dieser Region. Als fast übermächtig zeigt sich hier der Dhaulagiri, der mit 8.167 Meter siebthöchste Berg. Ich bin gefangen im Staunen und Innehalten.
Durch Magnolien- und Rhododendrenwälder und auch wieder zunehmende Landwirtschaft (völlig ohne Maschinen), geht es weiter bergab in Richtung Ende der Tour. Tausende Felsen-treppen gilt es dabei hinter sich zu lassen. Dies geht doch ordentlich in die Beine. Der Abschiedsabend in den Bergen wird auf 1.400 Meter feucht fröhlich und musikalisch tanzend begangen. Es ist auch der Abschied von unseren treuen Trägern, die uns zweieihalb Wochen lang unser Gepäck ohne Zwischenfälle von Hütte zu Hütte geschleppt haben. Unsere Gruppe hat funktioniert und gemeinsam ihr Ziel erreicht.
Nach einem Inlandflug von Pokhara nach Kathmandu erlebe ich noch zwei entspannte Tage in der Zweimillionenhauptstadt und komme dabei im Hotel Annapurna Schritt für Schritt wieder zurück in die Zivilisation. Der ungeregelten Verkehrsbelastung (samt Emissionen) möchte ich auch nicht länger ausgesetzt sein. Ich besorge mir einen Stadtführer, der mir sehr kenntnisreich Besonderheiten dieser nepalesischen Metropole individuell näher bringt. Noch einmal bin ich fasziniert von der Einmaligkeit dieses kleinen Landes, gelegen zwischen den Giganten China und Indien.

Ein üppiges Abschiedsessen in einem schmucken Gartenrestaurant ist ein würdiger Abschluss einer in vielerlei Hinsicht extremen Unternehmung, von der ich lange nicht geglaubt hätte, dass ich sie in meinem Alter noch so erfolgreich durchführen könnte. Gesund zu Hause angekommen, brauche ich jedoch einige Zeit der Erholung.
P. S:  Dass "oben am Thorong", zwei Wochen zuvor, im Schneesturm zwei Österreicher erfroren sind, war eine traurige Mitteilung für mich, was mich für die gesunde Rückkehr umso dankbarer sein lässt.


Der höchste Punkt der Unternehmung ist erreicht, der 5.415 Meter hohe "Thorong".
        

 

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Von West nach Ost auf eine Länge von ca. 105 km verläuft das Pustertal in Südtirol (Italien) von Mühlbach / Meransen über Brunneck bis nach Lienz in Osttirol (Österreich). Die Region Hochpustertal verteilt sich ebenfalls auf Südtirol, Dolomiten und Drei Zinnen-Gebiet Sexten, Toblach und Innichen und von Silian bis Lienz in Osttirol. Ziel unserer Reise war das kleine Dorf Anras auf einer sonnseitigen Hochterrasse über dem Talboden, nahe Silian. Das auffälligste bei der Anreise waren die saftig grünen Almen und Wälder im Gegensatz zu den verdorrten Grünflächen im heimischen Rheinhessen. Im wahrsten Sinne des Wortes eine andere Welt.

So waren dann auch alle am ersten Tag wild darauf in dieser schönen Natur eine angemessene Wanderung zu unternehmen. Im nahe gelegenen Kristeinertal stiegen wir auf schmalen Pfaden am 120 m hohen Celar Wasserfall hoch und konnten die Wassermassen bei ihrem Sturz in die Tiefe bestaunen. Den Aufstieg geschafft legten wir in der oberhalb gelegenen Hütte Gölbnerblick eine Pause ein. Dann kam der Regen, dessen Ende wir irgendwann nicht mehr abwarten konnten und den Rückweg antraten. Leicht schockierend dann die Feststellung, dass durch eine abgegangene Mure (ein Schlamm- und Geröllstrom mit bis zu metergroßen Felsbrocken und Baumstämmen, meistens ausgelöst durch starke oder lang anhaltende Niederschläge) der Fahrweg versperrt war. So mussten wir noch eine gute Stunde ausharren bis ein riesiger Radlader den Weg wieder freigeschoben hatte.

Regen war dann auch der Begleiter für weitere 2 Tage in denen wir kleinere Unternehmungen wie einen Spaziergang im Villgratental und Besuch eines 200 Jahre alten Bauernhofes mit Mühle, Sägewerk und Waschhaus ausführten. Als Verlegenheitsziel diente so manchem auch eine Shopingtour durch Lienz, der Besuch eines Museums von Rheinhold Messner und die Besichtigung gut erhaltener Bunkeranlagen der schlimmen Hochgebirgskämpfe in den beiden Weltkriegen. Erstmalig durften wir auch einen Almabtrieb für Esel und Ziegen miterleben.

Höhenwege bieten im Hochpustertal einen ganz besonderen Reiz und servieren die hochalpinen Regionen wie auf einem Tablett. Diese Aussage bestätigte sich bei der Tour und Gipfelbesuch des Thurntaler (2400 m) oberhalb von Silian. Noch eindrucksvoller bot sich ein atemberaubender Panoramablick zu den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen auf dem Gipfel des Gölzentipp (2317m), den wir vom gegenüber liegenden Gailtal aus erwanderten.

Der letzte Tag war allein schon wettermäßig eine tolle Sache und führte uns zur Hochalm Zettersfeld oberhalb von Lienz. Auf dem Weg von der Bergstation zu den Neualpseen und zurück wurde vereinzelt auch der sehr steile Gipfel des Goisele (2433m) als abschließendes Gipfelglück mitgenommen.

Integriert im Preis der genutzten Osttirol-Card war letztlich auf dem Heimweg auch noch eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn und der Besuch im Wildpark Assling zeitlich möglich. Herrlich zu beobachten, wie eine Luchs-Familie frei laufende Hühner ständig unter Beobachtung hielt. Eben mit Augen wie ein Luchs.

Das Ziel für das nächste Jahr ist noch nicht ausgesucht, aber es gibt noch viele Pfade zu gehen.

SJ./Foto A.Nöth

 

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